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Hörenswertes: Explosions In The Sky, Moderat,Sophia, Pet Shop Boys, Last Shadow Puppets, All Saints, Deftones

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flugplatz

Nicht lange schnacken, Kopf in Nacken oder wie auch immer eure bevorzugte Leseposition ist.

Hier kommen die Pet Shop Boys mit eine Super, Super-Album, mache Moderat solides drittes Album, isse Sophia wieder wunderschön traurig, habe Last Shadow Puppets nicht leicht in dem Star-Ensemble und mache gemütlich mit Explosions In The Sky. We are the Champions!

Pet Shop Boys – Super

(Rough Trade, 01.04.2016)

supersuper-680x677Ein reduziertes Album-Artwork und ein Albumtitel, der mal wieder nur Text umfasst. Reduktion ist bei den Synthie-Pop-Großvätern immer schon Programm gewesen; daraus trotzdem immer noch großen Mass-Appeal zu erzeugen, ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen.

“The called us the Pop Kids, cause we loved The Pop Hits.” So sieht es aus. Interesse an Popkultur in alle ihren Facetten ist der Antrieb für das Gesamtkunstwerk Pet Shop Boys, das sich aber trotzdem in letzter Zeit etwas behäbig und restrospektiv gibt.

Super ist, wie schon das letzte Album eine Zeitreise zurück in die späten 80er und 90er, die fruchtbarsten Jahren der Londoner Elektronik-Künstler, war. Midi-Sounds im Vintage-Gewand zu der ewig jugendlichen Romantik, das funktioniert und wird auch 2016 weiter verwaltet. Da können Arca und andere jüngere Elektronik-Künstler gerne Sound-forschen, aber die stoischen Pop-Lieferanten bleiben so konservativ zuverlässig wie ein Krawatten- und Hut-Laden in der feinen Gegend, schnieke Maßschneiderungen für die Fans inklusive, mit der Ausnahme, dass diesmal die Kollektion endlich wieder mehr Farben hat und nicht so eintönig ist wie die 2012-Kollektion Electric, die immer noch narkoleptische Maßstäbe setzt. Stammkunden sind also gut bedient, neu macht der Frühling jedoch nichts.


Moderat – III

(Rough Trade, 01.04.2016)

moderat-new-album-iii-3Ok, verlassen wir das blassierte London und kommen wir in das Hangover-Berlin der Gegenwart. Moderat haben ein drittes Album gemacht und bewegen sich ungefähr so weit aus der Komfortzone wie die Pet Shop Boys, mit dem Unterschied das III nach Pop-Sommer 2016 klingt und nicht nach den 90ern.

Souliger Minimal-Techno, wie man ihn aus Bad Kingdom, dem Hit des letzten Albums, schon kennt, wird hier konsequent weitergeführt. Was hätte man auch anderes erwarten sollen von Elektronik-Künstlern aus der Hauptstadt, wo doch dieser Sound seit Jahren das Marken-Zeichen ist und damit besser fährt als andere Pleiten-Projekte.

Auch hier ersetzt die solide Wertarbeit den Überraschungs-Moment. Und? Wir trinken auch dieses Jahr eine kühle Coke und servieren zu der Sommer-Grillparty keine schockierenden Eigenversuche. Dazu passt übrigens auch genau dieses Album… in einem sehr guten Sinne.


The Last Shadow Puppets – Everything You’ve Come to Expect

(GoodToGo, 01.04.2016)

shadow artErklärt mir das mal bitte jemand? Alex Turner, noch jung und pickelig, schuf mit den Arctic Monkeys ein tolles Debüt Album, was so juveniler und rotziger kaum hätte ausfallen können. 12 Jahre danach ist er, wie es so schön heißt, “angekommen”.

Die beiden Herren sind mittlerweile festes Inventar der Brit-Rock-Landschaft und nach 2008 haben sich die Freunde wieder zusammen getan, um den Retro-Rock der 00er Jahre anständig in diesem Jahrzehnt weiter zu pflegen.

Die letzten Alben von Arctic Monkeys und Miles Kane haben gezeigt, dass sie die Rock-Zitate im Schlaf und auswendig können, allerdings auch, dass man als Zuhörer an ihrer Stelle auch gleich ein Album der Kinks nehmen kann, was auch 40 Jahre älter mehr Energie hat als dieser gar nicht mal so nötige Aufguss bekannter Töne.


Sophia – As We Make Our Way

(Edel, 15.04.2016)

Sophia_AWMOW_COOh Gott! Man hatte nicht mehr dran geglaubt und doch, er ist wirklich zurück. Sieben Jahre nach dem letzten Album mit seiner Band Sophia ist Proper Sheppard wieder da. Was war People Are Like Seasons ein wunderbarer Soundtrack, auch wenn alte Sheppard-Fans doch lieber wieder The God Machine zurück hätten, die Noise-Band, die es nur mit zwei Alben zu großem Kult-Faktor schaffte.

Die Nachfolge-Band Sophia war melodieverliebter, aber auf ihre eigene Art nicht weniger extrem in ihrer Emotionalität. Mit There Are No Goodbyes ging der Mann selbst für so eine schwermütige Band an seine emotionale Grenzen, was wohl auch die lange Band-Pause erklärt.

Aber keine Angst, Sophia sind keine fröhliche Pop-Band geworden. Es ist nur alles sanfter, die Bitterkeit ist gewichen und gibt wieder den Blick für eine zurückgefundene Freiheit frei, die sogar manchmal in Richtung Pop schielt, ohne anbiedernd der gar beliebig zu sein. Das letzte Drittel des Album verliert leider nur die Dramatik und den Tiefgang, etwas mehr Schmerz wünscht man sich als Fan der ersten Stunde da schon, aber sicherlich nicht für Proper-Sheppard, der für sich endlich wieder das Licht gefunden hat.


Deftones – Gore

(Warner, 08.04.2016)

deftones-goreSchwermut und trotzdem irgendwie das Licht sehen. Da geht es natürlich weiter mit den Deftones. Das Urgestein aus Sacramento, dessen Sänger wirklich als einziger noch diesen 90er-Ziegenbart tragen darf, ohne dabei lächerlich auszusehen.

Was auch irgendwie zu dem Stil passt, der schon früh seine eigene Identität gefunden hat, irgendwo zwischen Metal, Alternative, Dream Pop und Electro. Damit befindet sich die Band immer noch Welten entfernt vom dem stumpfen Nu-Metal, den sie schon Ende der 90er verlassen haben.

Gore packt einen wie jedes Deftones-Album, man fühlt sich direkt zuhause, wenn schwere Riffs einsetzen, über die Chino Moreno seine klagende Stimme ausbreitet. Die Song-Titel haben kryptische Titel wie (L)MIRL oder Acid Hologramm. Es ist also ein kaltes Zuhause, aber es ist eben ein Zuhause, das die Deftones bieten, auch wenn Mit-Gründungsmitglied Chi nicht mehr unter uns weilt.

Der Tod des Bassisten Chi Cheng , Freund seit Jugendtagen, war ein großer menschlicher Verlust, doch Gore fühlt sich trotzdem immer noch an wie eben ein Album der Post-Metal-Veteranen seit White Pony klingt. Die Spannbreite aus Wut, Verzweiflung und dann doch Ruhe in der düsteren Atmosphäre wird eben weiter perfektioniert. Die Band schafft immer noch Perlen wie das verträumte Hearts/Wires, die so nur von den Deftones kommen. Be Quiet & Drive, klar, auf so einen Hit wartet man in seiner Nostalgie immer noch, erzwingen kann man ihn aber nicht. Die Qualität ist eh zu hoch, als das es noch einen herausragenden Song bräuchte. Es geht weiter, immer weiter.


All Saints – Red Flag

(Universal, 08.04.2016)

All-Saints-Red-Flag-2016Das ging schnell. Nach dem überhaupt nicht überzeugenden Comeback-Album Studio One sind die All Saints wieder zurück. Die wer? Kurze Erklärung für alle Menschen um oder Ende zwanzig. Die waren eine gar nicht so furchtbare Girl-Group, die im Fahrwasser der Spice Girls auftauchten und deren etwas weniger comichaftte Alternative waren. Anfangs noch zurecht übersehen gelang den Damen die glückliche Zusammenarbeit mit William Orbit, der gerade Madonna mit einem Mega-Überalbum in die Relevanz zurück produziert hatte. Die Zusammenarbeit brachte Pure Shores hervor, ein schönes Stück Pop-Ambient, das immer noch den Höhepunkt im Schaffen der All Saints darstellt. Die dann die frischer klingenden Sugarbabes machten deren immer noch braven Pop allerdings schnell vergessen.

Ich habe ehrlich gesagt den endgültigen Untergang der All Saints gesehen und bin gerade tatsächlich angetan von dem neuen Album. Es ist absolut solide produziert, hat hittige Nummern und nur ein oder zwei wirkliche Ausfälle, wie die doofe Ballade Who Hurt Who. Der Rest orientiert sich hemmungslos an der besten Zeit in den frühen 00er Jahren, also souliger britischer Pop mit Einflüssen aus dem amerikanischen R`n B. Dass man bei der zweiten Chance große Risiken eingeht war nicht zu erwarten und so winkt gerade bei dem letzten Song Pieces der Überhit Pure Shores durch.

Für die Kinder der 00er Jahre wurde abgeliefert, zumindest dem Teil ohne Berührungsängste zum Pop. Es bleibt also ein angenehmes Nostalgie-Album, das es trotzdem schwer haben wird, jüngere Fans zu gewinnen.


Explosions In The Sky -The Wilderness

(Rough Trade, 01.04.2016)

a0140231993_10Post-Rock, also. In keinem Genre verliert man wohl schneller die Übersicht über Bands, so dass man eben doch immer wieder bei den altbekannten Größen wie Mogwai und Explosions In The Sky verbleibt, die das Genre allerdings auch vor einer gefühlten Ewigkeit mit beeinflusst haben.

Die neue EITS kommt immerhin mit kleinen Electro-Sprenklern daher, dazu natürlich das übliche Gitarren-Flirren, welches sich aber nicht wie bei Mogwai in bedrohliche Soundwände aufschwingt, sondern immer ganz bei sich bleibt.

Ganz ehrlich, über Post-Rock zu schreiben ist undankbar! Es bleibt eben doch eine Musik, die man sich am besten live erschließt und die auch einfach auf die Bühne gehört. Das darf man z.B bei dem diesjährigen Maifeld Festival erleben, wo die Texaner der Headliner sind. Alles andere ist die übliche Klischeereiterei mit wahnwitzigen Metaphern und Allegorien.

Album Nummer 6 unterscheidet sich in Mikroschrittchen von den anderen, sprich: Wer Fan war wird es bleiben, alle anderen werden hier auch nicht mehr bekehrt. Das sich Post-Rock so nicht mehr als Soundtrack-Beschallung bleiben wird, ist klar, vom Mainstream wird man immerhin in Ruhe gelassen, was 2016 wirklich keine Alltäglichkeit mehr ist.


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